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Kava-Schale und Kava-Zeremonie
Die Kava-Schale aus der Otto-Tetens Sammlung des Übersee-Museums in Bremen ist ebenso wie die beiden anderen Objekte ein Schlüsselthema samoanischer Kultur.
Auf einer ganzen Reihe der Fotos von Otto Tetens kommt das Motiv Kava (samoanisch auch Ava genannt) vor. Entweder sieht man im Hintergrund die häusliche Kavaschale oder es sind unterschiedliche Situationen abgebildet, bei denen Kava getrunken oder sogar zeremoniell dargeboten wird.
Das Getränk Kava ist für den Europäer zunächst ungewöhnlich und überraschend. Seine Wirkung ist allerdings nachhaltig und andersartig. Es hat beruhigende, etwas betäubende Wirkung. Man fühlt fast ein Gefühl der Lähmung, wenn man es erstmalig zu sich nimmt. Der Körper reduziert seine Aktivität, man wird ruhiger und langsamer.
Das ist aber nur der ein Aspekt von Kava. Der andere ist die hohe zeremonielle Bedeutung, die die Zubereitung von Kava beinhaltet. Die allerhöchste Form der Kava-Zeremonie, die Königliche Ava-Zeremonie wird nur zu ganz hohen, wichtigen Anlässen vorgenommen, und diese nicht öfter als alle 5 Jahre. Aber auch einfachere Kava-Zeremonien folgen einem ähnlichen Muster der sehr stark von einem Regelwerk festgelegten Abläufe. Genauestens ist dabei zu beachten, wer das Getränk wie zubereitet, wer dabei behilflich ist und wer den ersten Becher (eine halbe, glänzend polierte Kokusnussschale) erhält.
Kava ist aber auch Alltagsgetränk, wird auf dem Markt und im Dorf von Männern getrunken, Frauen wird es üblicherweise jedoch nicht angeboten. Frauen ist der Kava-Genuss nicht verboten, aber sehr unüblich. Ausnahmen hiervon gibt es, wenn Frauen besonderer Gast sind. Als höchster Gast einer Runde erhalten sie sogar als erste Person den ersten Becher einer Kava-Zeremonie.
Die Rolle der “Kava-Frau” ist ebenfalls auf den alten Fotos zu sehen: auch dieser Teil der Kava-Zeremonie ist streng reglementiert. Besonders bemerkenswert waren den Europäern damals, dass diese Frauen mit bloßem Oberkörper die Zeremonie durchführten. Dies war ein Relikt der alten Kleidungsordnung, die von den Missionaren der Engländer weitgehend „ausgerottet“ wurde. Dennoch konnte sich der alte Brauch zur deutschen Zeit weiter halten.
Kava, lateinisch Piper Mysticum genannt, hat auch medizinische Wirkweisen. Der Import in die EU ist zur Zeit nicht möglich. Dies war ein wichtiger Gesprächspunkt beim Besuch des Ministerpräsidenten von Samoa beim deutschen Bundeskanzler im Februar 2004.
HN/2004
Das Kava-Schale in der Ausstellung Samoa 1904 in Bochum ist eine freundliche Leihgabe des Übersee-Museum in Bremen. Sie ist Teil der Otto-Tetens-Sammlung.
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